(OT) Meine Schottland-Rundreise

Vorneweg sei gesagt – Schottland ist wirklich einen Besuch wert, es ist eine atemberaubende Landschaft! Allerdings waren 7 Tage zu kurz um mehr als einen kleinen Hauch davon zu sehen.

Fakten:

  • 7 Tage Rundreise (Auslassen mussten wir dabei den ganzen nördlichen Zipfel, sowie einen Großteil der vorgelagerten Inseln)
  • Wir hatten einen Leihwagen und sind selbst gefahren
  • Die Route war grob vorgegeben, da wir feste Hotels hatten für immer 2 Übernachtungen in der jeweiligen Region
  • Schottland hat eine Stunde Zeitverschiebung zu uns. Wenn hier 18 Uhr ist,
    ist dort erst 17 Uhr.

Wir haben die Reise als Rundreise im Reisebüro gebucht, was einen natürlich bei der Route schon sehr festlegt. Über das Reisebüro wurden Hotels (inkl. Frühstück) sowie der Mietwagen gebucht. Anschließend bekam man eine Art „Fahrplan“ an die Hand, nach welchem man sich richten konnte, was Sehenswürdigkeiten auf der Route betraf. Wir mussten allerdings schnell feststellen, dass dieser zum einen veraltet war und zum anderen auch verkehrt herum. (Bedeutet, dass das erste Besichtigungsziel am jeweiligen Tag der Route auf dem Plan erst als letzter Punkt aufgelistet wurde). Das führte unteranderem dazu, dass wir an einem Tag 2 Besichtigungspunkte auslassen mussten, da eine Rückfahrt sich nicht rentiert hätte. Nachdem wir dieses Manko im Plan erkannt hatten, lief es aber besser, da wir abends im Hotel selbst unsere Route für den nächsten Tag vorplanten.
Mein Freund hatte im vornhinein die Karte von Schottland auf sein Handy gezogen, sodass wir offline über diese navigieren konnten. Im Auto war nämlich kein Navi enthalten und dieses hätte auch einen größeren Aufpreis gekostet. Aber über das Handy ging das problemlos durch die Offline-Karten. Zwar wäre es auch „Online“ gegangen, da Schottland derzeit noch zur EU gehört, wodurch keine zusätzlichen Kosten entstehen. Allerdings muss man damit rechnen, dass man in einigen Teilen des Landes, besonders in den Highlands, kein Netz hat. Spätestens hier, sollte man entweder Offline-Karten haben oder gut „normale“ Karten lesen können.

Der Verkehr bzw. das Fahren. Die wohl größte Umstellung ist der Linksverkehr und ich kann jeden verstehen, der sich davor sträubt. Besonders der erste Tag war hier schon eine große Herausforderung, denn man neigt dazu auf die falsche Seite zu fahren, vor allem bei Straßen ohne Markierungen. Ich muss zugeben, dass ich selbst nicht gefahren bin (lediglich einmal ausgeparkt, aber das zählt nicht. 😉 ). Laut meinem Freund, gewöhnt man sich aber recht schnell an das Linksfahren. Viele Verkehrszeichen sind ähnlich wie in Deutschland und die Umstellung auf „Miles/h“ statt „km/h“
bekommt man auch schnell hin.
2 Punkte im schottischen Verkehr waren aber schon große Unterschiede zu uns. Das Erste sind Roundabout, also Kreisverkehre. Die Schotten lieben scheinbar Kreisverkehre, denn besonders in der Nähe von größeren Orten oder Städten, kamen fast alle 0,5 Meilen einer davon. Diese waren meist 2-4 Spurig. Für uns neu war hier, das die Schotten sich schon vor der Einfahrt so einordnen wie sie später herausfahren wollen. Sprich die ganz äußere Spur ist die erste Ausfahrt und die ganz innere die letzte Ausfahrt. Die Spuren im Kreisel selbst sind dabei spiralförmig aufgebaut, sodass diese einen immer weiter nach außen führen, wenn man sich richtig einordnet. Dieses System musste man allerdings erstmal verstehen, was uns einiges an Nerven gekostet hat. 😉

Die andere Besonderheit im Straßenverkehr waren die „Single Track Roads“. Mit so einer Straße haben wir direkt an unserem ersten Abend in Schottland Bekanntschaft gemacht. Wir sind erst um 17 Uhr in Schottland gelandet, bis wir den Mietwagen etc. hatten und losfahren konnten, war es 18 Uhr. Wir mussten aber noch 180 km fahren, was auf Landstraßen sich schonmal etwas ziehen kann.

An sich war das aber alles noch im Rahmen des möglichen, na ja bis plötzlich eine Straßensperrung auftauchte. Es hatte einen Unfall auf der Schnellstraße nach Oban (unserem Zielort) gegeben. Die Straße wurde komplett gesperrt. Einzige alternative war eine „Single Track Road“ und zwar gleich über eine länge von fast 30 Meilen (ca. 49 km).  „Single Track Roads“ sind in Schottland einspurige Straßen, bei dennen es in regelmäßigen Abständen Passierbuchten, sogenannte „Passing Places“ gibt. Diese Straßen sind so eng, dass zwei Fahrzeuge nicht aneinander vorbeikommen. Man sollte es auch besser nicht versuchen, denn wie wir gesehen haben, befinden sich diese Straßen gerne an steilen Abhängen, die wahrscheinlich nachgeben und wegrutschen, wenn man zu nah an den Rand fährt. Das bedeutet, dass man, wenn einem einer entgegenkommt, in eine dieser Passierbuchten fährt und so die Fahrzeuge aneinander vorbeikommen. Wer von beiden in diese Bucht fährt, entscheidet sich je nachdem, auf welcher Seite (Linksverkehr nicht vergessen) sich diese befindet. In manchen Fällen muss man dafür auch zurücksetzen bis man so eine Bucht erreicht.
Außerdem sind die Straßen nicht mit unseren normalen Landstraßen zu vergleichen. Diese sind brüchig und haben teilweise tiefe Schlaglöcher. Ich würde sie daher mit einem betonierten Wanderweg in Deutschland vergleichen, gerade so breit, das ein Auto hindurchpasst.
Erschwert wird das Fahren auf diesen Straßen noch durch meist dicht bewachsene Wege, wodurch man nicht vorausschauen kann. Auch sind diese Straßen meist sehr kurvenreich und enthalten teilweise Gefälle von bis zu 30%. Wenn es funktioniert, zeige ich euch mal ein Video, wo wir in der ersten Nacht auf so einer Straße gefahren sind. Es war schon etwas gruselig.
Ich persönlich hätte diese Straßen nach dieser ersten Fahrt gemieden, aber meinem Freund machten diese Straßen immer mehr Spaß (bei Tag). Solang man genügend Licht hat, ist es so ein bisschen wie Mountain Biking, nur mit einem Auto. Allerdings sollte man hierbei gut aufpassen, dass man trotzdem vorsichtig fährt, sodass das Auto keinen Schaden nimmt. Ansonsten sind die „Single Track Roads“ aber auf jeden Fall mal einen Abstecher wert.

Zum Auto. Wir hatten einigen geräumigen Mittelklassewagen mit Schaltgetriebe. An das Schalten auf der anderen Seite muss man sich auch hier erst gewöhnen, aber auch hier hilft die Zeit.
Navi hatten wir wie gesagt keines und dieses hätte auch einen stolzen Aufpreis gekostet, den wir nicht zahlen wollten. Ansonsten musste ich noch eine Kaution hinterlegen, die ich aber später zurückbekommen habe.
Wichtig für alle jüngeren Personen unter euch – Fahrer die das 25. Lebensjahr noch nicht beendet haben (also noch nicht 26 Jahre sind), zahlen pro Tag, eine Zusatzgebühr von 25£ (schottische Pfund). Dieser Betrag kann die Urlaubskasse ganzschön schmälern.
Vor allem da in Schottland, besonders Lebensmittel meist teurer sind als bei uns, besonders wenn man Essen geht. In den Supermärkten waren die Preise noch einigermaßen überschaubar.

Zum Land. Schottland ist einfach wunderschön. Diese riesen Berge und die Straßen die sich hindurschlängeln. Die vielen Blumen die dieses feuchte Wetter lieben und in voller Vielfalt blühen.
Das alles war einfach, wunderbar anzusehen, aber Bilder sagen mehr…
(Das erste Bild ist Loch Ness, leider haben wir Nessy nicht getroffen.)

Besichtigungen. Ich hatte das Ziel vor allem einige Schlösser zu besichtigen und auch diese waren wirklich sehr interessant. Teilweise gab es Audioguides auf Deutsch, teilweise Führungen auf Englisch oder einfach Infotafeln in den einzelnen Räumen der Burgen. Am besten gefallen haben uns Castle Fraser, Craigievar Castle und Eilean Donan Castle. Denn in diesen gab es wirklich was zu sehen, bzw. zu hören und zu erfahren. Außerdem waren diese nicht zu überlaufen und die Führungen waren sehr interessant.
Große Enttäuschung wiederum war für uns das Edinburgh Castle. Es war am teuersten von allen und es hat sich für uns überhaupt nicht gelohnt, denn es war einfach zu voll. Wir haben unter der Woche gegen Mittag dort und es hat sehr viel geregnet, trotzdem war es extrem voll. Bei jedem Raum musste man anstehen, um hereinzukommen. Die Audioguides waren überhaupt nicht sortiert, sodass man nie wirklich wusste, wo der dazugehörige Platz war und das innere des Schlosses war nicht mehr wirklich da. Alles im Schloss war für die Touristen verändert worden und mit Stellwänden zu Bilderwänden umgewandelt worden. Überall standen Schaufensterpuppen in Kostüme,n die Szenen von damals darstellen sollten. Für mich war das einfach nicht das Richtige, es erinnerte mich mehr an ein Museum, oder eine Geisterbahn (ohne Gruselfaktor) und nicht an ein Schloss.
Von den erwarteten prunkvollen Deckenschmuck, oder die Wappenbilder, die man so oft in Schlössern sieht, war nicht zu erkennen. Alles was noch vom ursprünglichen Schloss da war, war hinter dicken Stellwänden verborgen. Für mich eine große Enttäuschung.

Stirling Castle

Eilean Donan Castle

Brodie Castle

Zuletzt noch zum Wetter. Das es in Schottland oft und lange regnet stimmt definitiv. Selbst wenn es nicht geregnet hat, war es meist bewölkt, was die Bilder meist so dunkel wirken lässt.
Wir hatten bei 8 Tagen ungefähr 5 Tage Regen. Allerdings ist dies nicht so ein Regen wie bei uns. Dort ist ein leichter, sanfter Regen, mehr schon ein Sprühregen, der meist Stunden überdauert. Große Regentropfen, bzw. sogar an einem Tag Hagel, hatten wir nur in den Highlands. Dort, so wurde uns gesagt, regnet es aber fast immer. Außerdem ist es dort auch kälter als in den anderen Gebieten. Wir hatten an den zweiten Tagen dort, immer zwischen 3 bis max. 8 Grad und das Ende Mai.
Allerdings sollte man allgemein nicht mit den zu hohen Temperaturen in Schottland rechnen. Meist sind es bei uns so um die 10 bis 15 Grad gewesen und das, obwohl der Mai als Sonnenmonat gilt. 😉

Fazit:

Schottland ist unglaublich schön und auf jeden Fall einen Besuch wert! Es ist aber auch vergleichsweise teuer, man muss also schon etwas sparen. Wir haben zu den eigentlichen Reisekosten von knapp 3000 Euro, noch gut pro Person 400 Euro für Verpflegung und Eintritt drauf gelegt. Ein günstiger Urlaub ist das auf keinen Fall, dessen sollte man sich bewusst sein. Außerdem waren 7 Tage viel zu kurz! Wir haben nur einen Bruchteil des ganzen gesehen. Man braucht mindestens 2-3 Wochen um einen richtigen Eindruck von Schottland zu erhalten, was aber vermutlich bei den meisten den Kostenrahmen sprengen würde.
Ich würde jedem, der es sich zutraut raten, mit einem Leihwagen zu fahren und so flexibler zu sein.
So kann man jederzeit anhalten und manchmal auch unberührte Orte entdecken. Außerdem würde ich empfehlen die Hotels selbst zu buchen und nicht über ein Reisebüro – obwohl ich bei diesem Punkt etwas unsicher bin. Aber im Nachhinein glaube ich das es zwar aufwendig, aber gar nicht so schwer ist, selbst Hotels anzufragen und zu buchen. So kann man einiges an Kosten sparen, denn das teuerste war die Reisebuchung (Hotels und Mietwagen) über das Reisebüro. Denn Mietwagen würde ich aber immer über ein Reisebüro buchen, da man so den deutschen Unfallschutz ohne Selbstbeteiligung hat, sollte etwas passieren.

So viel zu meiner Schottlandreise! Es war eine schöne Woche und ich habe die Zeit wirklich genossen.
Nun genieße ich aber das schöne Wetter in Deutschland und lasse euch nun noch ein paar bildliche Eindrücke von der Reise da.